Skip to main content
Station 03

Moorbirke

Moorbirken erkennen

Als Zeichen des kommenden Frühlings ist die Birke einmal im Jahr in Esterwegen wie in vielen Regionen Deutschlands präsent – als Maibaum. Alle, die schon einmal einen Maibaum aufgestellt haben, werden die Birke aus der Familie der Birkengewächse mühelos erkennen: Einfache, wechselständige Blätter mit gezähntem oder gekerbten Rand sind typisch für die Birkenfamilie. Noch etwas charakteristischer ist die weißlich schimmernde, sich ständig erneuernde Rinde.

Weil Birken vor allem in nordischen Ländern wachsen und oftmals kalten Temperaturen ausgesetzt sind, kommt ihrer Rinde eine besondere Funktion zu: Die helle Oberfläche reflektiert das Sonnenlicht und sorgt dafür, dass sich der Stamm nicht zu sehr erhitzt und dadurch reißt. Gleichzeitig schützt sich die Birke auf diese Weise vor Wasserverlust. Typisch für die Region sind Moorbirken und Sandbirken – die Arten voneinander zu unterscheiden ist gar nicht schwer.

Der Krone der Sandbirke ist rundlich und ihr Stamm ist gerade, bei der Moorbirke ist die Krone unregelmäßiger und sie wächst breiter. Viele Moorbirken wachsen außerdem als kleine, strauchige Bäume, während Sandbirken zumeist 20 Meter groß werden. Die Sandbirke – auch Hängebirke genannt – verdankt ihren Namen den langen Zweigen, die wie ein Vorhang herunterhängen, bei der Moorbirke wachsen die Zweige leicht schräg nach oben. Die Sandbirke ist eher an trockenen Standorten etwas abseits des Moores anzutreffen, während die Moorbirke auch auf nassem Boden verbreitet ist.

Wer es ganz genau wissen will, muss auf Details achten: Die Blätter der Sandbirke sind doppelt gesägt, die der Moorbirke hingegen nur einfach. Bei der Moorbirke sind die Blattnerven auf die Blattunterseite mit Flaumhaaren bedeckt, die Blätter der Sandbirke sind hingegen vollkommen glatt – ein scharfer Blick oder eine Lupe gehören also bei diesen Details dazu, um Moor- und Sandbirken mit Sicherheit unterscheiden zu wollen.

© Projektbüro pro-t-in GmbH

Ein typischer Anblick: Birken am Rand des Moorgebietes

Die Birke als Nutzbaum

Pionierpflanze verbreitet sich schnell

Für den Landschaftsbau ist die Birke eine wichtige Pflanzenart: Weil sie auch auf nährstoffarmen Böden wächst, sich rasant verbreitet und innerhalb weniger Jahre ausgewachsen ist, dient sie häufig zur Wiederbewaldung kahler Flächen. Bei der Renaturierung von nicht mehr intakten Hochmoorflächen ist sie hingegen weniger nützlich: Ihr hoher Wasserdurchfluss trocknet Moorflächen schnell aus und verdrängt wichtige Hochmoorvegetation wie das Torfmoos.

Flexible Nutzung im Alltag

Die Indianer Nordamerikas nutzten Birkenholz für den Bau besonders leichter Kanus; in der Möbelindustrie wird vor allem die Elastizität des Birkenholzes geschätzt. Birkenteer, ein Destillat aus der Birkenrinde, wurde als Klebstoff oder Dichtungsmittel verwendet. Die Birkenrinde wurde zeitweise auch als Papierersatz genutzt. Die rindeneigene Schutzfunktion, hohe Temperaturschwankungen auszugleichen, machten sich Nomaden zunutze und verwendeten Birkenrinde zum Abdichten ihrer Zelte. In Russland wurden aus Birkenrinde sogar Schuhe und Umhänge gefertigt – weil das Moor Produkte aus pflanzlichen Materialen nicht konserviert, kann heute nicht mit Bestimmtheit geklärt werden, ob die ersten Siedler im Moor Birkenrinde ebenfalls auf diese Weise verarbeitet haben. Zum Feuermachen wurde die Birkenrinde aber bestimmt auch in norddeutschen Hochmooren genutzt: Durch das eingelagerte Betulin fängt die Rinde auch bei Regen schnell Feuer.

Bei Krankheit unverzichtbar

Aus getrockneten Birkenblättern kann ein Tee aufgegossen werden, der wegen der in den Blättern enthaltenen Wirkstoffe bei Gicht oder Rheuma hilft und bei Nierenleiden harntreibend wirkt. Äußerliche Anwendung findet ein Aufguss aus Birkenblättern auch als Badezusatz. Aus den Winterknospen der Birke kann ein Saft gewonnen werden, der bei Husten hilft oder als Salbe bei Verbrennungen und Entzündungen Linderung verschafft. Dem im Frühjahr gewonnenen Birkensaft wird eine positive Wirkung gegen Haarausfall nachgesagt. Das in der Birkenrinde enthaltene Betulin wirkt außerdem antibakteriell, antientzündlich und cholesterinsenkend – es findet heute vor allem in Arzneimitteln zur Wundheilung Verwendung.

moorbirke
Gut zu erkennen: Eine Moorbirke in der Esterweger Dose (© Projektbüro pro-t-in GmbH)

Weiterführende Links

Die Birke als Heilpflanze | Artikelsammlung zu gesundheitlichen Aspekten der Birke

Weiterführende Literatur

Militz, Ekkehard (Hrsg.): Birken. Lyrik und Prosa. Grevenbroich: Labonde (2012), ISBN: 978-3937507255

© Gemeinde Esterwegen. Alle Rechte vorbehalten.